Der Grund für Lippenherpes ist leicht zu erklären

EIN GESCHWÄCHTES IMMUNSYSTEM IST HAUPTAUSLÖSER

Lippenherpes, auch Herpes labialis genannt, wird durch Herpes-simplex-Viren (HSV-1, selten HSV-2) ausgelöst und gilt wegen der Symptome wie Jucken, Brennen und Bläschenbildung an Lippen und im Mundraum, die sich auch auf Nase und Augen ausweiten können, als besonders unangenehm.

Das Virus bricht meist dann aus, wenn das Immunsystem geschwächt ist, wie beispielsweise durch intensive UV-Strahlung oder eine Erkältung. Aber auch Ekel, Stress und physische Faktoren wie hormonelle Veränderungen können eine Lippenherpes-Episode auslösen.

Lippenherpes – was sind die Auslöser?

Lippenherpes wird überwiegend durch das Herpes-simplex-Virus vom Typ 1 hervorgerufen, während das Herpes-simplex-Virus vom Typ 2 überwiegend Genitalherpes verursacht. In Europa tragen je nach Region zwischen 44-74% der Bevölkerung das Herpes-simplex-Virus vom Typ 1 in sich, jedoch bricht es nur bei bis zu 40% der Infizierten tatsächlich auch aus.

(Quellen: BullWorldHealth Organ 2020;98:315-329 / Hull CM et al. AntimicrobAgentsChemother2014; 58(3):1273-1278 )

Während die Erstinfektion mit dem Herpes-simplex-Virus häufig symptomlos verläuft, kommt es bei  einer Zweitinfektion zum Herpes labialis mit den charakteristischen Herpesbläschen an der Lippe. Diese acht Auslöser können zu einer Reaktivierung der Herpesviren führen:

Stress, psychische Belastungen

Erschöpfung

Ekel

schwaches Immunsystem

Infektionen, z. B. Erkältung

Hormonelle Schwankungen, z. B. während der Periode und in den Wechseljahren

Fieber

UV-Strahlung

Wie entsteht Lippenherpes?

Bei der Ansteckung mit dem Herpesvirus, spricht man von der Primärinfektion. Die Viren vermehren sich zunächst in den Epithelzellen an der Hautoberfläche. Das Immunsystem kämpft nun gegen die Viren. Trotzdem gelangen einige Viren über die Nervenfasern bis in deren Zellkern, wo die Virus-DNA in die DNA der Nervenzelle eingebaut wird. Die Viren sind zunächst inaktiv, verschwinden aber bis ans Lebensende nicht mehr. Diese Primärinfektion bleibt allerdings meist unbemerkt.

Tipp: Ob man das Virus in sich trägt, kann durch eine Blutuntersuchung herausgefunden werden: Infizierte tragen spezielle Antikörper in sich, die dann im Blut sichtbar werden.

Ist das Immunsystem zu einem späteren Zeitpunkt geschwächt – beispielsweise durch eine Krankheit oder viel Stress – können einzelne Viren wieder zurückwandern. In den Epithelzellen vermehren sie sich dann erneut und können so die unangenehmen Bläschen verursachen. In diesem Fall spricht man von einer Reaktivierung.

Wodurch und wie oft Herpes reaktiviert wird, ist individuell: Während die einen ständig mit Herpes zu kämpfen haben, leiden die anderen nur zweimal pro Jahr oder jahrelang gar nicht darunter.

Herpes birgt hohe Ansteckungsgefahr

Dass Herpes ansteckend ist, ist bereits bekannt. Während eines Herpesausbruchs verbreitet sich das Virus von Mensch zu Mensch, meist durch Schmierinfektion. Treffen Schleimhäute aufeinander – beispielsweise beim Küssen, ist das Risiko besonders hoch. Enger Körperkontakt reicht manchmal schon – zum Beispiel bei Kontaktsportarten oder beim Kuscheln. Deswegen erfolgt eine Infizierung meist schon im Kindesalter beim Spielen.

Tritt Herpes an den Lippen auf, ist der Speichel der Person mit Viren infiziert. Ist die Herpeserkrankung aktiv, kann das durchaus auch zu einer Ansteckung mit Lippenherpes über eine Tröpfcheninfektion führen. Bei engerem Kontakt mit einer anderen Person können winzige Tröpfchen des infizierten Speichels an die eigenen Schleimhäute gelangen und diese dadurch mit dem Herpesvirus infizieren.

Ist Herpes auch ansteckend, wenn keine Bläschen zu sehen sind?

Herpes ist sowohl während der Primärinfektion als auch während einer Reaktivierung ansteckend. Beide Ausbruchsphasen haben gemeinsam, dass die Viren an die Hautoberfläche gelangen und ausgeschieden werden. Befindet sich das Herpesvirus in der Ruhephase, braucht man keine Ansteckung zu befürchten.

Tückisch ist allerdings, dass die klassischen Symptome auch ausbleiben können. In diesem Fall werden die Herpesviren ausgeschieden, ohne dass die auffälligen Bläschen sichtbar sind. Man spricht auch von latenten Infektionen. Bei engem Kontakt, wie zum Beispiel beim Küssen oder beim Teilen von Gläsern oder Besteck, ist das Risiko einer Ansteckung hoch.

Die Inkubationszeit bei Herpes liegt zwischen drei und sieben Tagen. Gemeint ist hiermit die Zeit, die zwischen Ansteckung und Ausbruch liegt.

Die Ansteckungsdauer bei Lippenherpes ist lang

Besonders hoch ist die Ansteckungsgefahr, wenn sich gerade Herpesbläschen bilden. Denn die Virenkonzentration ist in der Flüssigkeit der Bläschen besonders hoch. Merkt man also, dass Flüssigkeit austritt, sollte man besonders vorsichtig sein.

Kurz darauf bildet sich eine Kruste auf den Bläschen und es treten keine neuen Bläschen mehr auf. Sobald sich eine Kruste feststellen lässt, sinkt die Ansteckungsgefahr. Sie ist jedoch trotzdem noch gegeben. Selbst nachdem die Kruste abgefallen ist, können noch kleine Mengen der Herpesviren vom Körper ausgeschieden werden. Entwarnung ist also erst gegeben, sobald die Haut vollständig abgeheilt ist.

Herpes vorzubeugen ist schwierig, aber nicht unmöglich. In jedem Fall sollte man daher auf Hygiene achten und sein Immunsystem stärken.